Teil III: Destino, unter der Brücke No39


Schönen guten Abend die Damen und Herren!

Ich melde mich wieder mit einer positiven Nachricht – Juhu! Seit heute abend (24.08.04) habe ich ein kleines Zimmer! So richtig dann doch erst ab 1./2. September, bis dahin werde ich noch in meinem muffigen, feuchten, zu teuren, ansonsten jedoch erträglichen Hostal wohnen. Allerdings möchte ich nichts vorgreifen, daher schildere ich erst die vergangenen Tage und Stunden bis zum heutigen Abend.

Aufmerksame Leser wissen, wir waren Sonntag morgen gegen 9:00 Uhr Ortszeit mitten in Alicante stehengeblieben. Besser gesagt, vom Busfahrer irgendwo abgelassen worden. Ich packte also meinen Koffer (für die Quereinsteiger unter Euch erinnere ich noch einmal an die insgesamt knapp 30 Kilogramm "Marschgepäck") und meinen Rucksack und machte mich auf den Weg – immer bergauf zu dem Hostal, in dem ich schon letztes Jahr ein paar Tage verbracht hatte.

Glücklicherweise hatten sie ein Einzelzimmer. Dieses wurde jedoch erst um 12 Uhr frei und musste anschliessend noch gereinigt werden. Ich stellte mein Gepäck im Zimmer Nº39 unter (nein, nicht in der Hoffnung, dass es mitgeputzt werden würde) und begab mich in die Stadt, um die restlichen Stunden bis 13:00 irgendwie ohne dabei einzuschlafen und ausgeraubt (davor hatten mich
mehrere freundlich besorgte Menschen gewarnt) zu werden. Ich fand ein für mich schmuckes Plauml;tzchen auf der "Esplanada", der Flaniermeile entlang des Kais, im Schatten eines
der dort aufgebauten Hütten, in denen momentan eine Feria stattfindet, auf einem der zahlreichen Holzstühle, die die Stadt dort zur freien Benutzung für Jedermann zur Verfügung stellt. Unweit von mir sass ein älterer Polizist und löste angestrengt Kreuzworträtsel. Vielleicht brütete er auch über einem Einkaufszettel. Er machte einen angestrengten Eindruck auf mich, ohne dabei unsympathisch zu wirken. In seiner Nähe fühlte ich mich so sicher, dass ich mich von Zeit zu Zeit dabei erwischte, wie mein Kopf auf meine Brust sank und ich einnickte.

Als sich der Schatten um die Mittagszeit verabschiedete und meine bleiche Haut der Sonne preisgegeben wurde, wachte ich ein weiteres mal auf. Mein Nachbar, der liebenswerte Polizist, war durch einen kleinen, gedrungenen Mann im Herbst seines Lebens ersetzt worden. Sein lustige Stimme unterhielt vier weitere ältere Herren, die sich in einem Halbkreis um in gesetzt hatten. Obwohl ich nicht verstand, was er im Einzelnen erzählte, konnte ich seiner Erzählung doch ganz gut folgen und ich musste des öfteren lachen, wenn die vier Herren lachten. Der kleine Mann war einfach ansteckend.

Meine Müdigkeit liess es jedoch nicht mehr zu, ihm länger zu lauschen und ich machte mich auf den Weg zu meinem Hostal, um meinen Kopf endlich in ein weicxhes Kissen drücken zu können. Und das konnte ich dann schliesslich auch. Ich schlief bis tief in den Abend hinein, vergass alles, was ich noch
zu tun angedacht hatte und liess meinen Körper nach der endlosen Nacht und dem Flug endlich zur Ruhe kommen.

Bis morgen dann.